16/02/2024
Grosse Infrastrukturprojekte und ein enormes Potenzial im Distributionsgeschäft bieten den vereinten Kräften von Sika und MBCC eine Vielfalt von Chancen.
Nilotpol Kar, General Manager von Sika in Indien, kann auf eine bemerkenswerte 36-jährige Karriere zurückblicken. Seine umfassenden Verdienste für das Land und die Region Asien/Pazifik wurden auch von angesehenen Organisationen der Bauindustrie mit zahlreichen Preisen anerkannt. Hier spricht Nilotpol Kar über seine Vision für Indien, das bevölkerungsreichste Land der Welt.
Indien ist ein komplexer, grosser, vielschichtiger und aufstrebender Wachstumsmarkt. Worin liegen die Chancen und die Herausforderungen?
Mit dem Beginn eines goldenen Zeitalters in Indien wird die Bauindustrie weiterhin schnell wachsen, um 6% jährlich in den nächsten drei bis vier Jahren, getrieben durch grosse Verkehrsprojekte, den Energiesektor und den Wohnungsmarkt. Im Infrastrukturbau werden die Projekte nach internationalen Normen geplant, sodass die Nachfrage nach neuen Technologien und Lösungen, wie Sika sie anbieten kann, steigt. Ausserdem kurbelt die Regierung mit ihrer «100 Smart Cities Mission», einer staatlich geförderten Modernisierungsmassnahme, die Investitionstätigkeit der Städte an. Andererseits ist der indische Distributionsmarkt noch sehr traditionell strukturiert: Landesweit gibt es rund 1.5 Millionen kleine Verkaufsstellen, die einfache Baumaterialien vertreiben. Für Sika sind beide Märkte sehr vielversprechend.
Wie reagiert Sika auf diese Chancen und Herausforderungen?
Alle Lösungen von Sika bieten eine höhere Effizienz, tiefere Kosten und mehr Sicherheit. Die Türöffner für unsere Zielmärkte sind aber unsere Betontechnologien. Wir begegnen dem Fachkräftemangel und bieten mehr Sicherheit auf der Baustelle, und zwar mit Technologien, die das Bauen beschleunigen und effizienter machen: etwa die auf Sikas fortschrittlicher ViscoCrete®- Technologie basierenden Produkte zur Herstellung von selbstverdichtendem Beton. Mit der Einführung von ultrahochfestem, faserverstärktem Beton haben wir beeindruckende Ergebnisse erzielt, vor allem beim Bau von Brücken mit reduziertem Querschnitt und tieferen CO2-Emissionen. In den Städten und Bezirken Indiens gibt es rund 100’000 sanierungsbedürftige Brücken; hier hat sich Sika Indien mit ihren modernen Zusatzmitteln von Anfang an hervorragend positioniert. Die Regierung verbessert auch die Transportwege, indem sie zahlreiche Tunnelbauprojekte anstösst. Wir liefern für solche Projekte die Spritzbetonbeschleuniger der Sigunit®-Reihe und unsere Sikament®-Zusatzmittel. Ausserdem stehen die Spritzbetonspezialisten von Sika als Berater auf den Baustellen zur Verfügung. Für Tunnelbohrungen haben wir eine Reihe von Lösungen im Angebot, die den Boden verbessern und abstützen. Hier wird nach europäischen Normen gebaut, sodass Lösungen wie unsere Feuerschutzmörtel oder lichtreflektierende Beschichtungen gefragt sind.
Welche Chancen ergeben sich in Indien durch die Urbanisierung?
Mit der rasch voranschreitenden Urbanisierung entstehen Chancen für unser Bau- und Distributionsgeschäft. Grosse Stadtentwickler benötigen Produkte für die strukturelle Verstärkung älterer Gebäude; ausserdem wächst der Markt für Isolierungen, Abdichtungen und rissüberbrückende Lösungen. Die Gebäude von IT-Firmen in Bangalore werden beispielsweise gerne mit begrünten Dächern versehen. Im Einzelhandel entstehen durch die Digitalisierung neue Verkaufs- und Marketingchancen. Wir sind als Premium-Verkäufer auf Amazon vertreten und wir nutzen Apps zu Werbezwecken und für Produktschulungen, vor allem im Distributionsgeschäft.
Können Sie das Potenzial für leistungsstarke Lösungen nutzen?
Im Infrastruktursektor kann Sika Indien beachtliche Erfolge vorweisen, vor allem mit einer einzigartigen Lösung zur Abdichtung von Brückenfahrbahnen, die für anspruchsvolle Projekte entlang der indischen Westküste eingesetzt werden. Wir gehen davon aus, mit dem voranschreitenden Wirtschaftswachstum in Indien weitere solcher Projekte realisieren zu können. Ausserdem beliefern wir auch andere Industriezweige, beispielsweise Raffinerien, die unsere hochtechnisierten harzbasierten Vergussmörtel für Kolbenmaschinen nutzen. In der Nahrungsmittelindustrie schätzt man die langlebigen, hygienischen Bodenbeschichtungen von Sika. Ein führender indischer Anbieter von Konsumprodukten hat beispielsweise in den letzten vier Jahren mehr als 200’000 Quadratmeter Bodenfläche mit dem besonders strapazierfähigen Polyurethanharzbeton Sika® Ucrete® beschichtet. Alternativ dazu können wir auch Xolutec anbieten. Dieses Produkt soll im Rahmen des 2-Milliarden-Franken-Programms zur Förderung der einheimischen Batterieproduktion für die Beschichtung von 500’000 Quadratmetern Bodenfläche in einem riesigen Batterieproduktionswerk verwendet werden.
Welche Vorteile hat die Fusion von Sika und MBCC für die Kunden in Indien?
Die Mitarbeitenden beider Firmen verfügen über eine 10–20-jährige, umfangreiche Berufserfahrung. Für unsere Kunden sind wir eine einzige hochprofessionelle Anlaufstelle für unterschiedliche Produkte; wir bieten ihnen mehr Mitarbeitende, mehr Produktionskapazität und eine sehr umfangreiche Produktpalette. Für mich persönlich war die Integration von MBCC eine wunderbare Heimkehr. Die positiven Reaktionen im Markt sprechen für die Qualität und die Transparenz des gesamten Ablaufs dieser Transaktion.
Indien und Japan sind zwei wichtige Märkte für Sikas Strategie 2028. Trotz ihres unterschiedlichen Entwicklungsstands bieten beide Länder signifikante Chancen für dynamisches und profitables Wachstum. Mit dem Erwerb von MBCC hat Sika ihre Kundennähe weiter aus- gebaut, das eigene Portfolio um komplementäre Produkte ergänzt und den Marktzugang ausgeweitet.
Entwicklung der Infrastruktur
Indien ist ein aussergewöhnlich dynamischer und schnell wachsender Markt. Allein für den Bausektor wird bis 2026 ein durchschnittliches Wachstum von 6% pro Jahr erwartet. Getrieben von ehrgeizigen Infrastrukturprojekten, richtet sich diese Entwicklung darauf, Städte besser zu vernetzen und die Wirtschaft des Landes zu transformieren. Mit dem strategischen Erwerb von MBCC hat Sika ihre Präsenz in Indien verdoppelt, um im bevölkerungsreichsten Land der Welt unterschiedlichste Bedürfnisse erfüllen zu können. Nach Angaben des Ministeriums für Statistik und Plandurchführung werden in Indien derzeit rund 1’500 Infrastruktur- Grossprojekte mit einem gigantischen Volumen von CHF 275 Milliarden umgesetzt. Ein bedeutender Teil dieser Investition ist für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur vorgesehen, unter anderem für Strassen, Autobahnen und das Bahnnetz. Für Sika ergeben sich hieraus enorme Chancen, insbesondere dank ihrer verstärkten Präsenz, ihrer erweiterten Produktpalette und der neuen Vertriebskanäle.
Der indische Baumarkt
Der indische Baumarkt wächst stetig, angetrieben vor allem durch staatlich finanzierte Infrastrukturprojekte. Schon heute beträgt sein Volumen über CHF 600 Milliarden.
"Mit der Strategie 2028 profitieren wir von dem dynamischen Wachstum in Indien und dem hochentwickelten japanischen Markt, indem wir innovative Lösungen für die sich wandelnden Bedürfnisse der Bauindustrie anbieten." Philippe Jost, Regionalleiter Asien/Pazifik
Neues Vertriebsmodell
Um die 1.4 Milliarden Menschen in diesem künftig besser vernetzten Land bedienen zu können, braucht es ein neues Vertriebsmodell. Sika beabsichtigt, ihre Vertriebsstrategie in Indien mit neuen, über das gesamte Land verteilten Verkaufsstellen zu ergänzen. Vorbild hierfür ist die erfolgreiche jüngste Umsetzung der gleichen Strategie in China, wo Sika bereits 250’000 Verkaufsstellen errichtet hat. Darüber hinaus unterstützt die Gruppe in Indien aktiv den Einsatz von Fertigmörtel anstelle von Mörtelprodukten, die erst auf der Baustelle gemischt werden. Aktuell sind nur 5–10% der in Indien verwendeten Mörtel vorgefertigte Produkte. Dieser Wandel dürfte sich, wie schon in anderen Märkten geschehen, organisch vollziehen und durch steigende Qualitätsansprüche sowie höhere Lohnkosten auf dem Bau gefördert werden. Um diese Transformation zu unterstützen, plant Sika, in Indien Schulungen, Wettbewerbe für Fliesenleger und Lehrvideos einzuführen.