16/02/2024

Jahr für Jahr bringt Sika rund 1’000 neue Lösungen auf den Markt. Über 1’700 Mitarbeitende arbeiten in der Forschung & Entwicklung an neuen Technologien und Produkten, die sowohl puncto Leistung als auch Nachhaltigkeit überzeugen. Patricia Heidtman, Chief Innovation & Sustainability Officer, erklärt im Interview, worauf ihre Teams aktuell den Fokus legen und welche Ziele ihr persönlich am Herzen liegen. Sika nutzt die Megatrends für ein überdurchschnittliches Wachstum.

Wie gelingt es Sika stets von Neuem, Trends und neue Kundenbedürfnisse früh zu erkennen und mit innovativen Produkten darauf zu reagieren?  

Entscheidend ist die Kombination unserer technologischen Führungsposition, unserer Innovationskraft und unseres tiefgehenden Verständnisses für die Bedürfnisse unserer Kunden. Durch die Beobachtung der Megatrends können wir Entwicklungen frühzeitig identifizieren und unsere Innovationsstrategie darauf ausrichten. Ein anderer strategischer Ansatz ist die dezentrale Organisation. Unsere Teams in den Märkten sind nahe an den Auftraggebern und nehmen lokale Trends wahr. 

Durch Kooperationen mit Partnern, Forschungseinrichtungen und Start-ups gewinnt Sika Zugang zu zusätzlichem Fachwissen, neuen Ideen und Technologien. Darüber hinaus haben wir eine starke Forschung & Entwicklung (F&E), deren Teams auf globaler und lokaler Ebene kontinuierlich an neuen Produkten und Technologien arbeiten. In der F&E wie auch in allen anderen Bereichen pflegen wir einen engen Austausch, was vielfältige Synergien ermöglicht.

Patricia Heidtman, Chief Innovation & Sustainability Officer

Patricia Heidtman trat 1998 als Projektmanagerin F&E ins Unternehmen ein. Im Jahr 2000 ging sie als Group Leader F&E für Sika in die USA. Nach verschiedenen weiteren Stationen, unter anderem als Corporate Technology Head Thermoplastics Systems, wurde sie 2021 Chief Innovation & Sustainability Officer und Mitglied der Konzernleitung.

Innovation & Nachhaltigkeit bilden in der Strategie 2028 neu eine gemeinsame Säule – ist dies ein Paradigmenwechsel? 

Das würde ich so nicht sagen. Sika hat Innovation Nachhaltigkeit schon in den vergangenen Jahren eng miteinander verknüpft. Jetzt sind sie hinsichtlich Organisation und Prozesse noch konsequenter zusammengeführt worden. Für uns ist das eine logische Entwicklung, denn wir setzen uns seit Jahren für nachhaltige Lösungen ein und haben uns ambitionierte Netto-Null-Ziele gesetzt. Mit Technologien, die fortschrittlich und umweltfreundlich sind, können wir unsere Kunden regelrecht begeistern und gleichzeitig dazu beitragen, dass sie und auch wir die Nachhaltigkeitsziele erreichen. Ein proaktives Vorgehen ist unserer Meinung nach wichtig, damit unsere Produkte den steigenden regulatorischen Anforderungen entsprechen.

Künftig wird Sika alle Neuentwicklungen auf Basis des Sustainability Portfolio Managements (SPM) validieren. Was bedeutet das für die Produktentwicklung? 

Die Entscheidung, alle Neuentwicklungen nach SPM zu validieren, ist für die Produktentwicklung von grosser Bedeutung. Die systematische Validierung umfasst unter anderem eine Segmentierung und Bewertung entlang von zwölf Nachhaltigkeits- und sechs Performancekriterien. Dadurch können Probleme oder Herausforderungen frühzeitig erkannt und behoben werden, was wiederum das Risiko von teuren Korrekturen in späteren Phasen reduziert. Das SPM-Konzept optimiert zudem unsere Ressourcenplanung, weil es sicherstellt, dass Mittel in die Projekte mit dem grössten Potenzial fliessen. 

Was haben die Kunden davon? 

Für unsere Kunden stellt die SPM-Validierung eine wichtige Qualitätssicherungsmassnahme dar. Sie können darauf vertrauen, dass unsere Produkte leistungsstark und nachhaltig sind und -hinsichtlich Qualität, Effektivität sowie Zuverlässigkeit einer rigorosen Prüfung unterzogen werden. Ausserdem erleichtert die SPM-Validierung unseren Kunden Berechnungen in den Bereichen ESG und Net Zero durch Daten und Fakten für die Bewertung der eigenen Nachhaltigkeit.

Woran messen Kunden heute die Qualität der Sika Produkte?  

Leistungskriterien wie technische Performance, Langlebigkeit, einfache Applikation und flexible Designmöglichkeiten sind für die Kunden wichtiger denn je. Zudem hat in den letzten Jahren die Nachhaltigkeit stark an Bedeutung gewonnen. Kunden erwarten Produkte, die im Einklang mit den gestiegenen Umweltauflagen stehen. Sie legen dabei Wert auf ökologische Aspekte, Zertifizierungen und die Einhaltung eigener Netto-Null-Ziele. Gleichzeitig darf mehr Nachhaltigkeit nicht weniger Performance bedeuten. 

Worauf legt Sikas in der Forschung & Entwicklung aktuell den Fokus?  

Wir wollen unsere Palette an nachhaltigen Produkttechnologien mit einer nachgewiesenen Nachhaltigkeitsleistung sukzessive erweitern. Jede neue Lösung muss in Bezug auf Leistung und Nachhaltigkeit optimiert sein. Dabei spielen vermehrt Formulierungen eine Rolle, bei denen alternative, ressourcenschonende Materialien und Rohstoffe eingesetzt werden. Ausserdem haben wir uns zum Grundsatz «Use Less, Use Better, Enable» verpflichtet. Das bedeutet, dass unsere Lösungen sich auch durch einen optimierten Ressourcenverbrauch auszeichnen und weniger Abfall verursachen. 

Wir beziehen vermehrt Lebenszyklusanalysen ein, um sicherzustellen, dass unsere Produkte nicht nur bei ihrer Herstellung nachhaltig sind, sondern während ihrer gesamten Lebensdauer. Mittelfristig wollen wir der Kreislaufwirtschaft zum Durchbruch verhelfen – mit zirkulären Konzepten, wie wir es beim Betonreycling reCO2ver® entwickelt haben.

Sika bringt jährlich mehr als 1’000 neue Produkte und Lösungen auf den Markt. Wie behalten Sie als Chief Innovation & Sustainability Officer den Überblick?  

Für mich stehen die Menschen bzw. die Teams an erster Stelle. 

"Wir verfügen über hervorragende Leute mit einem unvorstellbaren Schatz an Wissen, Expertise und Erfahrung."

Kontinuierliche, länder- und funktionsübergreifende Kommunikation und Zusammenarbeit mit den Teams sind der Schlüssel zum Erfolg. Die Nutzung von Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI) für Trendanalysen tragen ebenfalls dazu bei, den Überblick über die dynamische Innovationspipeline zu wahren. Ausserdem verfügen wir über ein integriertes Datenmanagementsystem, das mit der Digitalisierung aller Prozesse in der F&E einhergeht. Mit einer klaren strategischen Ausrichtung kann der Fokus auf Schlüsselprojekte gerichtet werden. 

Welche Ziele liegen Ihnen als Chief Innovation & Sustainability Officer besonders am Herzen und bis wann möchten Sie diese erreichen? 

In bin überzeugt: Wir alle müssen einen Beitrag zur Dekarbonisierung leisten, und wir dürfen damit nicht zuwarten. Der Weg zu Netto-Null-Emissionen ist entscheidend – für das Klima und für die nachfolgenden Generationen. Ich setze deshalb alles daran, dass Sika auf ihrem Weg zu netto-null weiter entschieden voranschreitet und die in der Strategie 2028 gesetzten Nachhaltigkeitsziele erreicht. Ausserdem strebe ich an, durch innovative Lösungen nicht nur kurzfristige Gewinne auszubauen, sondern auch langfristige ökonomische, ökologische und soziale Werte zu schaffen. Um die Forschungs- und Entwicklungsprozesse zu beschleunigen und innovative Ideen schneller in die Praxis umzusetzen, setzen wir verstärkt auf digitale Technologien, künstliche Intelligenz und Schwarmintelligenz. Mit dem Projekt «nuage», dem globalen digitalen Sika-Lab, sind wir auf dem Weg, sämtliche Prozesse in der F&E zu digitalisieren. 

"Sika kann netto-null nicht allein erreichen. Die Kooperation mit Lieferanten und Kunden in der Entwicklung von einschlägigen Lösungen ist unerlässlich. Gemeinsam können wir die CO2-Reduktion entscheidend beschleunigen. "

Der MBCC-Integrationsprozess ist in vollem Gange. Mit der Absicht, gemeinsamer Champion für Nachhaltigkeit und Innovation in der Branche zu werden, hat sich Sika ein ambitioniertes Ziel gesteckt. Wie kann dieses erreicht werden?  

Eine erfolgreiche Integration der Mitarbeitenden in der F&E verfolgt drei wesentliche Ziele: Erstens gilt es, die Teams durch eine offene Kommunikationskultur und ein integratives Arbeitsumfeld zusammenzuführen. Zweitens möchten wir die individuellen Stärken und Fachkenntnisse der übernommenen Mitarbeitenden optimal nutzen. 

Durch die geschickte Kombination von Kompetenzen entsteht ein Synergie-Effekt, der die Innovationskraft des erweiterten Teams steigert.

Drittens steht die Zusammenführung des Know-hows und der entsprechenden Portfolios im Fokus. Insgesamt zielt eine erfolgreiche Integration darauf ab, Synergien zu schaffen, individuelle Potenziale zu entfalten und eine gemeinsame, zukunftsorientierte Ausrichtung zu etablieren. Dies schafft nicht nur eine starke F&E, sondern trägt auch massgeblich zum langfristigen Erfolg des Unternehmens bei. 

Hat der Integrationsprozess im Bereich Innovation schon Erfolgsgeschichten hervorgebracht?  

Ja, es gibt viele Beispiele. In Workshops und Planungstreffen arbeiten Teams bereits an neuen, gemeinsamen Lösungen, etwa im Bereich der alternativen Rohstoffe. Letzten Sommer haben Experten von Sika und den ehemaligen MBCC-Teams in Lyon Lösungen vorgestellt. Es nahmen 50 Personen aus den neuen Sika-F&E-Standorten Trostberg und Augsburg (Deutschland) und Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) teil. Die Teams präsentierten ihre Innovationen mit einem starken Fokus auf nachhaltige Technologien und Produkte sowie CO2-Reduktion.